Baptisten (von griechisch baptites: Täufer), Anhänger der größten protestantischen Freikirche, die die Grundlehren der Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts (Rechtfertigung durch den Glauben und Autorität der Heiligen Schrift) anerkannten und diesen die Erwachsenentaufe durch Untertauchen, die Trennung von Kirche und Staat und die Unabhängigkeit der örtlichen Kirche hinzufügten. Ihrer Auffassung nach soll nur der bewusst an Christus Glaubende die Taufe empfangen. Ein einheitliches baptistisches Glaubensbekenntnis gibt es nicht; die Bibel, die jeder Gläubige unter Leitung des Heiligen Geistes auslegen kann, gilt als alleinige Richtschnur für den Glauben.
Die Wurzeln des Baptismus
Die erste baptistische Kirche wurde 1609 in Amsterdam von den englischen Abtrünnigen und Anhängern des Kongregationalismus, John Smyth und Thomas Helwys, gegründet. Smyth schloss sich schließlich den Mennoniten an, während Helwys nach England zurückkehrte. Dort wurde er 1611 zum Leiter einer kleinen Gruppe von Christen, mit denen er die erste baptistische Kirche Englands in Spitalsfield bei London gründete. Von England aus gewannen die Baptisten über eine Million Mitglieder in Europa.
Ausbreitung des Baptismus
Den größten Zuwachs erreichten sie jedoch in den USA. Roger Williams, ein englischer Puritaner, gründete die erste baptistische Kirche Amerikas 1639 in Providence (Rhode Island). Etwa zur selben Zeit organisierte der Arzt und Geistliche John Clarke die erste baptistische Kongregation in Newport (Rhode Island). Da sich die Gemeinschaft häufig Verfolgungen ausgesetzt sah, konnte sie sich anfangs nur langsam entwickeln. Im 18. Jahrhundert erlebte sie jedoch, infolge der als große Erweckung bekannten Bewegung, einen raschen Aufstieg.
Sie wirkten u. a. für die Beseitigung des Sklavenhandels, für äußere und innere Mission und Bibelverbreitung. Unterschiedliche Auffassungen über Mission Abendmahlsgemeinschaft mit anderen Kirchengemeinschaften und Rassenfragen führten zur Spaltung in über 20 Gruppen: die größten sind die fundamentalistischen Südstaaten-Baptisten. (Southern Baptist Convention) und die liberaleren Nördlichen Baptisen (American Baptist Churches in the USA). Beide zus. bilden mit (1985) rd. 13 Mio. Mitgl. die zahlenmäßig stärkste ev. Gemeinschaft in den USA. In Russland entstanden in der 2. Hälfte des 19. Jh. zahlreiche Baptisten-Gemeinden die seit 1944 in der UdSSR als Freikirche unter einem Rat von 50 "Ältesten" anerkannt sind; sie sollen in etwa 5400 Gemeinden rd. 545 000 Mitgl. zählen.
Baptisten in Deutschland
In Deutschland gründete J. G. ONCKEN 1834 die erste Gemeinde in Hamburg; neben ihm wirkte G. W. LEHMANN. 1919 entstand der "Bund der Baptisten-Gemeinden in Deutschland." der sich 1941 mit dem "Bund freikirchlicher Christen" (Christl. Versammlung) und den "Elimleuten" zum "Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland." zusammenschloss. Er hatte in Jahr 2000 ca. 86.500 Mitglieder (inkl. Brüdergemeinden) in 863 Gemeinden und unterhält zahlreiche soziale und missionarische Einrichtungen. Hauptsitz des dt. Bundes ist Bad Homburg v. d. Höhe.
Weltbund der Baptisten
Seit 1905 sind die zahlreichen Denominationen der Baptisten in aller Welt zusammengeschlossen im "Weltbund der Baptisten" (Baptist World Alliance) Sitz: Washington (D.C.). Er repräsentiert ca. 43 Mio. Baptisten in 189 Bünden.
Länder mit einem hohen Anteil an Baptisten sind u.a. Indien, Brasilien, Myanmar (Birma), Zaire, Großbritannien, Kanada, Rumänien und Nigeria.